Maschinengefertigte Weingläser: So dünn wie mundgeblasen

2022-10-08 21:26:57 By : Ms. Nina Cai

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Wenn man die Maschinen lässt, machen sie so dünne Gläser wie die Veloce – im Werk von Nachtmann sind das bis zu 10.000 pro Tag. Bild: Riedel

So filigrane Weingläser haben Maschinen noch nie produziert. Riedel macht mit Veloce seiner eigenen Manufaktur in Kufstein Konkurrenz. Weinliebhabern soll das nur recht sein.

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W eintrinker leben in einer Zweiklassengesellschaft. Wer es sich leisten kann und will, trinkt seinen Weißen oder Roten aus mundgeblasenen Gläsern. Handgefertigte Exemplare sind dünner und graziler als die Masse, die aus der Maschine entspringt. Der Stiel fasst sich eleganter an, die Lippen spüren während des Trinkens kaum den Rand des Glases. Das ist gut für Wein und Winzer, denn die Haptik des Gefäßes hat meist einen positiven Einfluss auf den Geschmack des Inhalts. Weil die Gläser aus der Oberklasse komplett auf dieses Handwerk spezialisierte Menschen machen, die es über Jahre gelernt haben und nur mit viel Erfahrung ausüben können, kosten diese Exemplare meist ein Vielfaches der industriell hergestellten Produkte.

Und das zu Recht. Wer einmal in einer Manufaktur Glasbläsern während ihrer Arbeit zugeschaut hat, weiß, wie groß der Aufwand ist, ein einzelnes Glas herzustellen, und wie viele davon es nicht durch die Endkontrolle schaffen. Wer bisher noch nichts davon gesehen hat, ist meist nur entsetzt, welche Preise für mundgeblasene Weingläser aufgerufen werden.

Nun gibt es offensichtlich genug Weinliebhaber, die bereit sind, viel Geld für handgefertigte Produkte auszugeben. Denn auf Riedel, den Pionier der handgefertigten Weingläser, folgten in den vergangenen beiden Jahrzehnten einige Unternehmen, wie etwa Eisch, Gabriel-Glas, Josephinenhütte, Stölzle, Zalto, Zwiesel und weitere, die mundgeblasene Varianten in größerem Stil produzieren und verkaufen. Gerade während der Pandemie stieg der Umsatz vieler Unternehmen. Einige Hersteller bieten ihre Glasreihen sowohl als maschinell als auch als handgefertigte Serie an. Das bietet geeignetes Anschauungsmaterial für einen Weinglas-Einführungskurs, denn der Unterschied zwischen beiden Fertigungsmethoden lässt sich gut erkennen. Manche Weintrinker entscheiden sich für die maschinelle Variante jedoch nicht aus finanziellen Gründen, sondern wegen der Sorge, dass die dünnwandigen Gläser zu schnell kaputtgehen.

Bisher war es für die Unternehmen nicht möglich, die Maschinen so zu optimieren, dass die Produkte eine ähnlich feine Erscheinung bekommen wie die Gläser aus der Manufaktur. Oder sie haben es nicht ausprobiert, um die Unterscheidung zu wahren. Riedel Glas geht nun in die Offensive – und wirbt mit Superlativen. Die Exemplare aus der neuen Veloce-Reihe seien die dünnsten maschinell hergestellten Weingläser, die es auf dem Markt gebe. Dass nun ausgerechnet Riedel Glas solche Gläser auf den Markt bringt, die von mundgeblasenen kaum zu unterscheiden sind, überrascht zunächst. Auch wenn das Unternehmen jährlich „nur“ 250.000 mundgeblasene Gläser und Dekanter in Kufstein und 59 Millionen maschinell gefertigte Stücke in Amberg und Weiden produziert, ist Riedel mit seiner Manufaktur bekannt geworden und war im Jahr 2000 eigentlich das einzige Unternehmen, das mundgeblasene Gläser im großen Stil herstellte.

Geschäftsführer Maximilian Riedel versucht mit Serien wie Veloce einen Spagat. „Weil die Konkurrenz seit mehr als zehn Jahren zu Niedriglöhnen mundgeblasene Gläser im Osten produzieren lässt, wird es immer schwieriger, mit der Produktion im österreichischen Kufstein wirtschaftlich mitzuhalten“, sagt Riedel. Maschinell gefertigte, aber den handwerklich hergestellten Gläsern gleichende Exemplare wie Veloce sind die Antwort. Mit etwa 25 Euro das Stück liegen sie unterhalb der günstigsten Preise für mundgeblasene Produkte. Zudem sei es notwendig, so Riedel, die Produktion in den nächsten Jahrzehnten auf die Maschinen umzustellen, weil „das Glasbläserhandwerk vom Aussterben bedroht“ sei. Solange es aber diese „Meisterleistung“, diese „Formel 1“ im Handwerk noch gebe, wolle man die Manufaktur – solange es geht – am Leben lassen. Sie sei außerdem unerlässlich, um „Feintuning“ zu betreiben und Neuheiten zu entwickeln. Außerdem sei Asien ein wichtiger Markt. Dort ist die Nachfrage nach in Österreich handgefertigten Gläsern groß.

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Riedel Veloce: So dünn kann ein maschinell gefertigtes Weinglas sein

So dünn wie mundgeblasen

So filigrane Weingläser haben Maschinen noch nie produziert. Riedel macht mit Veloce seiner eigenen Manufaktur in Kufstein Konkurrenz. Weinliebhabern soll das nur recht sein.

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