Ein blaues Blüemli-Sofa, Glastische und Perserteppiche: Die Wohnungseinrichtung des Bundesratskandidaten Ignazio Cassis scheidet die Geister.
Für eine Homestory hat Bundesratsanwärter Ignazio Cassis dem «Blick» Einblick in sein Haus in Montagnola im Tessin gewährt. Auf einem der publizierten Fotos sitzt der FDP-Fraktionschef in der guten Stube auf dem Sofa. Es ist mit einem blauen Blumenmuster überzogen. Flankiert wird es von je zwei dunkelblauen Kissen.
So sah das durchschnittliche Schweizer Wohnzimmer vor zehn Jahren aus, das die Kommunikationsagentur Jung von Matt nachgebildet hat. Cyrill Hauser von Jung von Matt sieht deutliche Parallelen zu Cassis' Einrichtungsstil: «Das Wohnzimmer mit dem blauen Sofa, dem Sideboard mit Glaselement, dem Glastischchen und dem farbigen Bild kommt dem durchschnittlichen Schweizer Wohnzimmer vor 10 Jahren tatsächlich ziemlich nahe.»
Stilexperte Jeroen van Rooijen stehen die Haare zu Berge: «Seine Einrichtung bestätigt das schlimme Klischee, wonach im Tessin die Zeit Anfang der Neunzigerjahre stehen geblieben ist.» Herr Cassis – so sympathisch und kompetent er auch sein möge – habe seine ästhetische Bildung schwer vernachlässigt.
Für eine Homestory hat Bundesratsanwärter Ignazio Cassis dem «Blick» Einblick in sein Haus in Montagnola im Tessin gewährt. Auf einem der publizierten Fotos sitzt der FDP-Fraktionschef in der guten Stube auf dem Sofa. Es ist mit einem blauen Blumenmuster überzogen. Flankiert wird es von je zwei dunkelblauen Kissen. Ein grosser Perserteppich (ebenfalls in Blau) erstreckt sich über den Wohnzimmerboden. Darauf steht auf einer geschwungenen Steinunterlage ein Glastisch, darauf ein Schachbrett. Hinter dem Sofa steht ein Sideboard aus Holz und Glas. Darüber hängt ein buntes Pferdebild.
«Ach, du lieber Himmel!», sagt NZZ-Stilexperte Jeroen van Rooijen. «Seine Einrichtung bestätigt das schlimme Klischee, wonach im Tessin die Zeit Anfang der 90er-Jahre stehen geblieben ist.» Herr Cassis – so sympathisch und kompetent er auch sein möge – habe seine ästhetische Bildung schwer vernachlässigt.
Das Sofa gehöre ins Brockenhaus, findet Van Rooijen. «Und dort wäre es wohl ein unverkäuflicher Ladenhüter.» Noch schlechter kommt der gläserne Salontisch weg: «Das ist ein veritables Unding, formal und funktional.» Und: Sollte es sich beim Bild um ein Werk Rolf Knies handeln, dann wäre das «der Gipfel aller Schrecklichkeiten aufs Mal». Der «brutalistisch-hölzerne» Küchentisch mit Glasplatte sei vom «gleichen Schlag unvermittelbarer Altlasten». Die dazugestellten Stühle mit den überhöhten geschwungenen Rücken seien seit 25 Jahren nicht mehr modern.
Cyrill Hauser von der Kommunikationsagentur Jung von Matt sagt: «Das Wohnzimmer mit dem blauen Sofa, dem Sideboard mit Glaselement, dem Glastischchen und dem farbigen Bild kommt dem durchschnittlichen Schweizer Wohnzimmer vor zehn Jahren tatsächlich ziemlich nahe.» Damals liess die Werbeagentur das häufigste Wohnzimmer der Schweiz nachbilden (siehe Diashow).
Angesprochen auf sein Sofa, muss Ignazio Cassis lachen: «Es ist uralt. Wir haben es zu Beginn der 90er-Jahre gekauft, als wir zusammengezogen sind. Ich weiss nicht einmal mehr, in welchem Geschäft.» Als er es letztes Jahr entsorgen wollte, habe sich seine Frau dagegen gewehrt – «aus emotionalen Gründen». Als Kompromiss hätten sie einen neuen Stoffbezug gekauft. Seine Frau liebe Farben. Und solange sie glücklich sei, sei er es auch.
Sie beide hätten auch ein Flair für Möbel aus Glas. Neben den Tischen hätten sie eine Bibliothek aus Glas und sein Schreibtisch sei ebenfalls aus Glas. «Das vermittelt ein luftiges Wohngefühl.» Das ganze Haus habe grosse Fenster und Türen, was dieses Ambiente noch verstärke. Die Perserteppiche hat das Ehepaar Cassis als Ferienerinnerung aus Dscherba und Indien nach Hause mitgebracht. «Die hellen, fröhlichen Farben verbreiten gute Stimmung», sagt Cassis. Ebenso das bunte Bild oberhalb des Sideboards, besonders an regnerischen Tagen. Es handle sich dabei nicht um ein Bild Knies, sondern um einen Druck von Salvador Dalís «Caballero cristiano» – eine Erinnerung aus Venedig.
Das Bedürfnis, sein Haus moderner einzurichten, hat der Bundesratskandidat nicht: «Meine Frau ist die Hausherrin. Und ich liebe es, wie sie unser Haus gestaltet. Solange wir zufrieden sind, müssen wir nichts ändern.»
Sollte der Tessiner Arzt dennoch einmal Lust auf ein neues Innendesign verspüren, rät Innenarchitektin Anna Zinke:
• Das bunte Sofa durch eine helle und moderne Variante ersetzen.
• Den Salontisch durch einen runden Beistelltisch aus Holz ersetzen.
• Der Perserteppich sollte einem eleganten einfarbigen Teppich weichen, «der dem Raum mehr Ruhe verleihen könnte».
• Im Esszimmer den Perserteppich entfernen, «da das die Bewohner älter macht, als sie sind».
• Die Wände im Esszimmer mit Farbe gestalten und eine schöne Leuchte über dem Tisch aufhängen. «Das sorgt für einen gemütlicheren Touch.»