KREIS METTMANN Im Berufskolleg Neandertal werden besonders gute Arbeiten des zweiten Lehrjahres gekürt.
Nach Sorgen um den Fachkräftenachwuchs sah das in der vergangenen Woche im Berufskolleg Neandertal nicht unbedingt aus. Zahlreiche Wohnmöbel-Ideen aus Holz konnten im Foyer des Gebäudes in der Mettmanner Koenneckestraße begutachtet werden, die von den Berufsschülern des zweiten Lehrjahres im Tischlerhandwerk gebaut worden waren.
Lehrerin Petra Scholz weiß diesen Eindruck etwas besser einzuordnen: „In Mettmann ist das Problem tatsächlich aktuell nicht ganz so groß wie in anderen Regionen. Aber insgesamt hat sich die Zahl der Auszubildenden in den vergangenen zehn Jahren nahezu halbiert.“
Bergischer Löwe für Gestaltung: 1. Platz: Thorben Engler, Langenfeld (flexibler Küchenmanager), 2. Ines Plump, Langenfeld (Multifunktions-Schuhschrank), 3. Moritz Breuer, Ratingen (Garderobenstange aus Restmaterialien).
Schraube in Edelmetall für handwerkliche Verarbeitung: 1. Platz: Florian Haak, Remscheid (Wandregal), 2. Tom Leo, Solingen (Medienregal aus beschädigtem Holz, das durch Epoxidharz eine besondere Note bekommt), 3. Moritz Kipfstuhl, Heiligenhaus (Beistelltisch, der in verschiedenen Varianten aufgestellt und genutzt werden kann)
Dass Fachkräftenachwuchsmangel am Berufskolleg Neandertal noch nicht ganz so drastisch spürbar ist, könnte am besonderen Lehrkonzept liegen: Als Ganztags-Berufsschule bietet das Bildungsinstitut Zehn-Stunden-Tage mit Vollverpflegung und Bewegungsangeboten, ergänzt durch Projektwochen. Dadurch sind die Schüler häufiger im Betrieb anwesend, was diesen wiederum entgegen zu kommen scheint. Jedenfalls entsenden immer wieder auch Betriebe aus Düsseldorf und Essen ihre Auszubildenden nach Mettmann.
So starten die Jahrgänge im ersten Lehrjahr mit rund 50 Schülern in zwei Klassen. „Nicht alle bleiben dabei, aber die Zahl ist seit Jahren recht konstant.“ Und das Handwerk bei jungen Menschen entgegen landläufiger Meinungen noch nicht ganz „out“ ist, beweisen die Arbeiten und dahinterstehenden kreativen Gedankengänge des Tischler-Nachwuchses eindrucksvoll. Unter dem Motto „Funiture for Future“ kreierten die Schüler Möbelstücke, die sich den Themen Smartes Wohnen, kleinen Räumen und Nachhaltigkeit widmeten.
„Die Schüler suchen sich mehrere Themen aus, die dann durch die Lehrerschaft vorsortiert und vom Fachverband Tischler NRW festgelegt werden“, erklärt Petra Scholz. Für seine handwerkliche Arbeit wurde Florian Haak aus Remscheid mit der „Schraube in Gold“ geehrt. Der 17-Jährige gestaltete ein Wandregal, das einerseits durch seine optische Gestaltung auffiel, andererseits durch die Verwendung des Mineralwerkstoffs „Corian“. „Er ist pflegeleicht, kratzresistent und stabil und war deshalb für die Schiebetür besonders gut geeignet. Außerdem gibt es Corian in verschiedenen Farben und er ist aufgrund seiner recyclebaren Bestandteile sehr umweltfreundlich und nachhaltig.“ Für eine berufliche Laufbahn im Handwerk entschied er sich, weil die Branche nach seiner Einschätzung nie aussterben wird. „Außerdem habe ich viel Spaß daran, Dinge selbst zu planen und zu bauen.“
Für seine besonders kreative Design-Idee wurde Thorben Engler aus Langenfeld mit dem „Bergischen Löwen“ in Gold ausgezeichnet. Sein „Küchenmanager“ geht zurück auf einen selbst erfahrenen Mangel. „Ich ziehe gerade mit meiner Freundin zusammen und musste feststellen, dass der Raum in der Küche doch sehr begrenzt ist und man gar nicht alles unterbekommt.“
Kurzerhand entwickelte er eine Art modulare Küchenwand, in die auf Schienen gelagerte Halterungen unterschiedlichster Variatoinen angebracht und verschoben werden können. Der Clou ist eine ausklappbare Ablagefläche, die nach Gebrauch wieder in der Wand verschwindet.
Die Werkstücke im zweiten Lehrjahr sind eine Art Generalprobe für das Gesellenstück. „Die Schüler machen quasi einen Probelauf für die komplett eigenständige Ausarbeitung einer Tischlerarbeit und stellen dabei schnell fest, wo ihre Vorstellung noch von der Realität abweicht“, erklärt Lehrerin Scholz. „Beispielsweise stellte eine Schülerin fest, dass sie sich noch viel intensiver mit Beschlägen auseinandersetzen muss, um nicht zu lange für die Verarbeitung zu benötigen.“ Zwei Tage lang planten die Schüler im Berufskolleg ihre Arbeiten und hatten dann zwei weitere Tage Zeit, sie im Betrieb zu bauen.
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